Auf größerer Fahrt

Feiertagsprogramm mal anders

Dass der Spaß mit kleinen Schiffen keineswegs zu kurz kommen muss, hat schon der Himmelfahrtstörn 2013 gezeigt. Und so machten sich auch diesmal wieder einige PSVler auf den Weg zu den Friese Meeren, um für vier Tage mit vier 6,50 Meter-Foxen die Windverhältnisse zu testen. Erstes Urteil unserer Reporterin Miriam Brandt: So mancher wilde Ritt war möglich. Sensationell!

Eine Reisebericht von Miriam Brandt (Text) und Malte Micheel (Fotos)

Tag 1: 9 ist die neue 8

“Hatten wir was falsch verstanden?” “Nö. Eher die anderen.” “Nee, die auch nicht- die sind nur einfach spät dran.”
Gute Teams kommunizieren viel und verstehen sich blind. Am ersten Tag waren wir noch nicht so weit. Um Punkt acht fanden sich vier von uns frisch geduscht beim Treffpunkt am Yachthaven Ottenhome Heeg ein und umkreisten den bereits ungeduldig gedeckten Tisch wie Rilkes Panther im Käfig seine nicht vorhandene Beute. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe… uns eigentlich nur hungrig.
Um neun dann endlich: Frühstück! Das erste Highlight des Tages- weitere sollten folgen!
Um zwölf Uhr schließlich verlassen vier rote Foxen ihre Heimatboxen. Es geht los! Erstes Ziel:Stavoren

Stavoren

Am Ostufer des IJsselmeers liegt dieses kleine malerische Städtchen. Süße Gassen und niedliche Häuschen laden zum Bummeln und verweilen ein, kleine Cafés und Restaurants machen auch deinen Magen glücklich. Stavoren lebt heute überwiegend vom Tourismus. Mehrere Yachthäfen sorgen dafür, dass das auch so bleibt. Wenn du es kuschelig und ruhig magst und noch dazu gerne Boote beobachtest, dann solltest du auf deiner nächsten Hollandtour durchaus mal einen Abstecher hierher machen. Der dort ins IJsselmeer mündende Johan Frisokanal ist immer gut frequentiert und am Eingang in die Ortsmitte kannst du ganz großartig die Boote beim Schleusen beobachten.
Im Bootszubehörladen der Marina Stavoren Buitenhaven haben wir zudem zu unserer eigenen Verwunderung so manches Teil zu wahren Schnäppchenpreisen gefunden. Dort gibt es auch eine kleine Kneipe, in der man gut zu Abend essen kann. Nicht so sehr, weil die Speisekarte oder das was dann hinterher auf deinem Tisch landet so qualitativ megaklasse ist, sondern vielmehr wegen der liebevollen Deko und der unfassbar engagierten Besitzerin. “Warum sieht die so rot aus im Gesicht?” Stille. “Weil sie gerade ein Bierfass ganz alleine die komplette Treppe hochgewuchtet hat.” “Oh.”

Tag 2: Warum Giraffen lange Hälse haben und Pinguine watscheln

Wir hatten uns dieses Mal um 8.30 Uhr verabredet. Um 9.00 Uhr trudelten wir zeitgleich am Treffpunkt ein. Geht doch! Der Himmel war bedeckt, die Wettervorhersage prophezeite 4-5 Windstärken. Perfekt! Nach einem Bummel durch Stavoren und seinen lokal ansässigen Coop brachen wir auf. Es war Segelwetter!.

Woudsend

“Wauz was?” “Wauz End.” “Wauz End?” “Jo.” “Wie die Wauzis?” “Wie wer???” “Na die Wauzis!” Schweigen. “Na vergiss es, andere Generation.”
Mit ca. 1400 Einwohnern ist Woudsend schon ein wenig größer als Stavoren – davon wirst du aber nicht viel merken. Auch hier dominiert der Wassersporttourismus. Seine Marina liegt keine 5 Minuten fußläufig vom “Zentrum” entfernt. Gefühlt siehst du überall Wasser und Brücken. Ein Highlight ist sicherlich die alte Sägemühle, die sich direkt an der Wasserstraße befindet. Wir selbst erreichen den Hafen am späten Nachmittag. Grillen steht auf dem Programm. Es ist zwar recht kalt – aber einen echten Mann kann das nicht aufhalten, wenn es ums Feuermachen geht!

Meine gefütterten Stiefel jedoch schienen nach Stunde zwei des Grillabenteuers ihre Aufgabe meine Füße warm zu halten aufgegeben zu haben. “Du hast Schlachseite” rief mir mein Bruder hinterher, als ich fröstelnd vom Waschgang zurück zum Boot trottete. Pinguinartig watschelte ich an ihm vorbei. Schlagartig wurde mir klar, wie Darwin damals zu seiner GiraffenhabenlangeHälseweilsiesichimmernachdenBlätternamBaumgereckthaben-Theorie gekommen sein musste: Ihm war kalt. Die Schultern hochziehend, Arme fest an den Körper gepresst watschelte auch er irgendwo lang und dachte sich: wenn ich das noch länger machen muss, mutiere ich zum Pinguin. Das leise Fiepen, das ich ausstieß, als ich endlich warm eingekuschelt im Schlafsack lag, dürfte diese Vermutung bekräftigen.

Tag 3: Feucht und Fröhlich

Ein leises dumpfes Tropfen weckte uns am nächsten Morgen. “Trocken ab zwei, Sonne ab drei.” grummelte es hinter mir. Der Wetter-Check war also schon mal durch. “Kuchenbude bauen oder Frühstücken gehen?” “Beides.” Trocken frühstücken an Bord war auf der kleinen Fox nahezu ausgeschlossen. Na gut, nach dem Bau der Kuchenbude wäre uns das Regenwasser lediglich in den Nacken getropft… vielleicht waren wir etwas kleinlich… wir gingen ins Dorf. Und begannen den Tag mit einem sensationellen warmen Brunch und heißem Kaffee, murkelig warm mit Blick auf den Kanal.
Um zwölf starteten wir. Es nutzte nix. Heute war Ablegen in voller Montur angesagt. Vorsichtshalber auch mit gerefftem Segel, was sich angesichts der heftigen Böhen, die uns immer wieder erwischten als gute Entscheidung herausstellte. Nachmittags entschieden wir uns für einen kleinen Zwischenstopp. Und da war sie wieder, passend zur Pause, perfekt vorhergesagt: die Sonne!

Sloten

Sloten ist die kleinste Stadt mit Stadtrechten in den Niederlanden. Für den mittelalterlichen Handel hatte Sloten eine Schlüsselfunktion, heute verirren sich überwiegend Wassersporttouristen in das Städtchen. Alt und kuschelig ist es auch hier. Komm her, bewundere die schöne historische friesische Architektur und genieße die Aussicht in einem der Cafés am Ufer!
Aber Bootsanleger aufgepasst: Bei einem beherzten Sprung vom Boot auf den Anlegesteg solltest du möglichst die Mitte anpeilen! Da der Steg auf dem Wasser schwimmt kann dein Aufsetzen daneben schnell feuchtfröhlich enden… feucht für dich- fröhlich für die anderen… 😉 Den Abend beschlossen wir schließlich im Yachthafen Iselmar bei Lemmer. Leider etwas außerhalb, aber dafür mit Schwimmbad und Sauna auf dem Gelände. Genau das Richtige, ehe es am nächsten Morgen zurück nach Heeg zu unserem Vercharterer ging.
Wow! Was für eine Tour! Und was für eine klasse Art, sein langes Wochenende zu verbringen!

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