“SEISNUL” gegen drei Gemischte

Nach einem langen Winter hieß es Anfang Mai 2012 wieder: Leinen los, blaue Flecken überall, Problemzonen kaschierende Klamotten, wilde Frisuren, Übelkeit, Enge, Gerüche, Muskelkater – und jede Menge Spaß, Vertrauen, Zusammengehörigkeit. Das Ganze spielte sich vom 4. bis 11. Mai 2012auf dem Ijsselmeer ab. 

Ein Bericht von Heike von der glorreichen Viernul-Crew 

Noch hieß das Schiff VIERNUL…

Doch vor den Spaß hat irgendwer die Pflicht gestellt und ein bisschen mulmig wurde mir dann schon: 6 Mädels – bis auf mich alle selbstsichere Persönlichkeiten – eine Woche auf noch nicht mal 40 m² Boot? Da ist mancher Schuhschrank größer! Wird das gut gehen? Seglerisch hatte ich wenig Bedenken (fast alle hatten schon ihre SKS-Scheine), moralisch schon. Eine Woche Zickendampfer? Fauch! Und das im sauer verdienten Urlaub? Fauch, fauch!!– Okay.

Andere segeln nonstop einhand um die Welt, ist auch irgendwie ne psychische Belastung, wenn auch die gegenteilige. Da werden wir sechs das wohl sieben miteinander Tage aushalten. Lassen wir uns einfach mal auf das Abenteuer ein… Wir, die Crew des Mädchenschiffs VIERNUL gegen 3 gemischte Teams. Vier Schiffe bildeten also zum ich weiß nicht wievielten PSV-Törn eine flotte Flottille. Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass wir Mädels natürlich den größten Kutter zu verschiffen hatten… 

Vorbereitet haben wir unseren Törn bei Mechthild und Christiane Zuhause mit lecker Schnittchen und natürlich dem Seglergetränk: ausreichend Wein. Hier wurde der zukünftige Bedarf an Nahrungs- und Genussmitteln gecheckt, was gepfeffert lustig war, hier aber nicht detailliert wiedergegeben wird. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte auch gleich das Casting für die zu erledigenden Jobs: Skipper: Mechthild, Co: Regina, Navi: Christiane und Heike, Smutje: alle, Wache: alle. Hiwi: alle. Einkaufsorder erhielten Antje für die Getränke und Annette für die Lebensmittel. Gott sei Dank: Aus der Nummer war ich durch jahrelang geübte Zurückhaltung raus.

Queen of the road war Antje, die nicht nur einen tollen Bus, sondern auch noch die Bereitschaft hatte, die lustigen Weiberlein nach Lelystad zu kutschen. Das, was Aldi und TrinkGut Deutschland nicht bereitstellen konnten oder wegen des Einwegpfandes unpraktisch war mitzunehmen, haben wir vor Ort holen wollen.

Boodschrappen[1] gingen auf niederländischem Terrain dann Antje, Annette und ich. Dabei haben wir sogar schon gemeutert, indem wir – bedingt durch die angebotenen Leckerlis vor Ort – die Einkaufsliste ohne zu fragen erweiterten. Es gab einen kurzen Anschiss, aber keiner wurde Kiel geholt. Sprudel medium zu besorgen, wurde indes zur Herausforderung, der wir nicht gewachsen waren. Also Tipp für zukünftige Törns: wenn unbedingt erforderlich, aus Deutschland mitnehmen!

Freitag, 04.05.2012, 1545 BT, 3 Bft SSW, bewölkt, Nieselregen

Gegen 15:45 Uhr, bei einer schwachen Brise und Saukälte übernahmen wir die Boote. Mechthild und Regina machten eine präzise Bootsübername, ließen sich alles genau erklären, fragten nach, ließen sich auch Rettungskragen mit Leine präsentieren, was den Vercharterer etwas genervt hatte. Idiot! – Der Rest von uns entlud den Bus und damit waren wir wirklich gut beschäftigt. Nach den Lebensmitteln zu urteilen, hatten wir 4 Wochen auf 2 Schiffen gechartert und nicht 7 Tage auf einem Schiff.

Groß hoch, Groß wieder runter, Reling nebst ihren -stützen kontrollieren, Leinen begutachten, Bordelektronik checken, Seeventile… Alles schien soweit klar und wir begannen, Schotts, Backskisten, Schränke, Betten, den Salontisch und den Kühlschrank mit allem zu füllen, was die Autos hergaben. Mädchenhaft war das nicht. Die Jungs hatten echt mehr Ordnung an Bord, wie sich später herausstellte. Aber wir hatten Wein! Ich glaub, es war mehr Wein als Wasser. Sollten wir mehr als nur eine Grundberührung haben, könnten wir den Wein auskippen, das gibt mit Sicherheit wieder 30 cm Wasser unterm Kiel. Eine wirklich vorausschauende Planung…

Das gemeinsame Abendessen im Lokal ließen wir ausfallen. Wir hatten zu tun, uns an Bord einzurichten, wollten die Sicherheitseinweisung in Ruhe durchführen und hatten einfach keine Zeit, ins Lokal zu gehen. Dankenswerterweise hatten wir das auch vorher alle sechs beschlossen.

Noch vor 24:00 Uhr waren wir in den Kojen. Aber schlafen konnten wir nicht, weil Annette am nächsten Tag jubilierte und das sollte doch so früh wie möglich gefeiert werden. Also schlichen wir Punkt 24 Uhr an ihr Schott und sangen dann unser Geburtstagsliedchen und Annette durfte Geschenke auspacken. Fünf Leute passen also auch in die Hundekoje! Das war kuschelig!

Samstag, 05.05.2012, 1015 BT, 4-5 Bft NO – Zielhafen: Medemblik, ca. 27,2 sm

Nach einer – wegen der permanent an die Bordwand schlagenden Wellen – schlaflosen Nacht ging es tatsächlich auf’s Ijsselmeer. Wir ignorierten die Empfehlung des Vercharterers, das 2,05 m tiefgehende Schiff im geschützteren Markermeer kennenzulernen. Für uns Meerjungfrauen wäre das zwar ein logischer Anfang, aber der Gruppenzwang siegte über die Vernunft und wir folgten den Männern. Missstimmung bei mir, weil wir das Boot noch nicht kannten. Erst Recht nicht dessen Eigenschaften und dieser komischen Großschot (German Mainsheet-System). Und eigentlich waren fünf von uns noch immer Anfänger und hatten noch keine gemeinsame Erfahrung, hm.

Nachdem wir aus dem Hafen motort sind und im freien Gewässer waren, hieß es Segel setzen, was dann auch ganz gut gelang. Schöne Fallen auf der VIERNUL übrigens, das ließ sich gut arbeiten. Superantje hat dann dank ihrer Kraft auch das Vorliek ordentlich durchsetzen können. Wir wären ohne sie wohl oft mit schlecht getrimmten Segeln an den Start gegangen.

Nach ca. 4 h kamen wir (zwar als letzte aber wir sind ja auch als letzte los) in Medemblik ohne besondere Vorkommnisse an. Alle anderen bereiteten uns dafür einen grandiosen Empfang am Steg und über Mechthilds Anlegemanöver „Rückwärts in die Box“ wurde sogar ein Lehrfilm gedreht. So werden sonst nur Einhandsegler begrüßt, die vor 23.000 sm zum letzten Mal Landfall hatten – Danke allen, das war eine gelungene Überraschung! Der erste Segeltag war zu Ende und wir hatten Vertrauen in uns, das Boot und die Skipperin gewonnen. Das durfte begossen werden…

Sonntag, 06.05.2012, 1100 BT, 4 Bft, NO – Zielhafen: Hoorn, ca. 30,9 sm, Gr[2]

Es bläst immer noch ordentlich, als die Männer schon wieder die Leinen losmachen. Wir wollen auch noch schnell unter der geöffneten Brücke durch und legen hektisch ab. Da ich zum Rudergänger bestimmt wurde, gefiel mir das nicht. Hektik ist keine gute Seemannschaft, hab ich mal gelernt. Ich übergebe daher das Ruder an Mechthild, die uns gut in die Fahrrinne bringt, dann ist die Brücke zwar doch zu, aber ich kann mich erst einmal segelfein machen. Schließlich stehen Leute am Ufer! Aber die Brücke geht schneller wieder auf als gedacht und so stehe ich nur im halben Segelschick schon wieder am Rad, als wir den Hafen verlassen und draußen auf meine Freundin, die Hackwelle treffen. Sie ist zum Spucken schön, aber ich hab keine Zeit für sie, da ich zum Groß setzen eingeteilt bin (1. Reff). Also aufs Vorschiff mit einem Gang, der auf 5 Promille Restalkohol schließen lässt. Natürlich bin ich eingepickt! (Wenn’s nach mir gegangen wäre, auch ein 2. oder gar 3. Mal!) – Das Segelsetzen ging mit Antjes Hilfe dann aber wieder ganz gut, wahrscheinlich war’s die Ablenkung durch Arbeit. – Weiter geht’s unter Deck, der nächste Wegepunkt muss bestimmt werden. Das ist die größere Herausforderung für den Magen… Ich weiß, dass es sich hier um ein Luxusproblem handelt…

Fürs Segeln selbst gab‘s keine besonderen Vorkommnisse zu berichten. Bald schon schütten wir das Reff wieder aus und es geht flott voran. Annette hat die anderen kulinarisch versorgt, ich brauchte nix… In Hoorn sind wir dann natürlich wieder als letzte eingelaufen, aber nicht, wie die Männer dachten, dass wir wegen der ganzen Quasselei nicht zum Segeln kommen – völlige Fehleinschätzung! Wir haben einfach den Wind für einen möglichst langen Schlag genutzt, denn nur dafür haben wir gechartert, Freunde der Hafenreviere!

Das mit dem Geburtstag war übrigens so schön, dass am Ende eines jeden Tages ein anderes Crewmitglied Geburtstag hatte und es gab tollste Geschenke mit selbstgemachter Musik von Karsten und Markus! Wir sollten über einen Mundharmonika-Kurs in der PSV-Ausbildung nachdenken!

Montag, 07.05.2012, 1210 BT, 3-4 Bft E – Zielhafen: Volendam, ca. 13,6 sm

Uijuijui, heute kommen wir aber spät los. Als Frauenparkplatz hatten die Männer den letzten Liegeplatz am Steg freigehalten. Das Lot gab dort eine Tiefe von 2,00 m preis, wir aber hatten 2,05 m Tiefgang! Ein komisches Gefühl. Dazu wurden wir am Morgen noch leicht auf den Steg gedrückt und dampften so erst gegen Mittag in die Vorspring ein. Dieses Manöver gingen wir genau durch und jeder hatte seinen Lieblingsfender zugewiesen bekommen. Es lief bilderbuchmäßig und wir freuten uns mächtig über uns selbst. Draußen hieß es dann schon bald: Hoch den Lappen! Kurs Volendam! Ob und wenn ja was an diesem Tag besonderes passierte, weiß ich nicht mehr. Ich glaub, wir haben uns ein bisschen gefeiert. Und das 13,6 sm lang… KIMALA und RELAXE waren schon da, als wir ankamen, die KLEINEBEER hatte zunächst noch ein anderes Ziel. Wir waren also glatt Dritte geworden.

Das Schiff war vertäut, die Gläser gefüllt, da schmetterten wir für alle hörbar unser: Wir lagen vor Madagaskar …wovon inzwischen alle an Bord akzentfrei die erste Strophe konnten und hoben dazu die Gläser. Die Crews der benachbarten Hartz-IV-Jollen (Jachten ab 400.000 € aufwärts) blickten etwas verstohlen, aber wir hatten richtig Spaß. Spießer! – Dann ging‘s ins Städtchen auf ein Bierchen und zum Kibbeling essen. Viel mehr Kultur war an diesem Tag aber dann auch nicht mehr drin. Ich nehme an, dass wir abends wieder Wein getrunken haben. Nur wo war das diesmal: Auf der KIMALA oder der KLEINEBEER? Wie, auf beiden… ?

Dienstag, 08.05.2012, 2-3 Bft, Zielhafen: Volendam, 0 sm – Hafentag 

Es regnet. Es regnet sogar nicht grad wenig. Und es sieht eigentlich auch nicht danach aus, dass sich das in den nächsten 24 Stunden ändern würde. Nach einer langen Nacht im Salon der KIMALA und anschließend der KLEINEBEER hat die Besatzung der VIERNUL die Herrencrew zum Frühstück eingeladen. Oder hatten die sich selbst eingeladen? Ich glaub, so war das – aber zu ihrer Ehrenrettung: Sie haben alles mitgebracht!

Eigentlich hatten wir sechs schon schlechte Karten bei der Sitzverteilung, doch nun waren wir doppelt so viele! „Platz ist in der engsten Hütte“ und „wo ein Wille ist, ist auch ein Sitz“ wurde gelebt – wir rückten zusammen und saßen halb aufeinander. Entsprechend lustig und laut ging es auch wieder zu, Stimmung also im Wasserschloss! Skipperin und Co-Skipperin erhielten sogar ihren Kaffee in der Koje serviert – Wahnsinn, die Jungs waren Klasse! Aber:  im Zeitalter von GenderMainstreaming[3] wäre euer Tag noch schöner geworden, wenn ihr den Service auf die 4 Leichtmatrosen an Bord ausgeweitet hättet. Nur mal so am Rande erwähnt… J

Nach dem morgendlichen Skipperbrainstorming wird sich denn wegen des Regens auf einen Hafentag geeinigt, an dem wir Amsterdam einen Besuch abstatten. Hiervon gibt’s nix Besonderes zu berichten, die Grachtenfahrt war: naja…, der Blumenmarkt: naja, Essen: naja…

Als wir zurückkommen, hat unser Dampfer einen neuen Namen: aus VIERNUL war SEISNUL geworden und dazu hat sich die Besatzung der KLEINEBEER viel Mühe gegeben. Der Name war in einer Weinlaune am Vorabend entstanden, um inkognito reisen zu können. Dabei ist wohl was durcheinander geraten, was mir aber erst Wochen später beim Betrachten der Bilder auffiel…

Mittwoch, 09.05.2012, 1045 BT, 3-4 Bft – Zielhafen: Enkhuizen, ca. 18,4  sm

Das Wetter hat sich beruhigt. Der Wind eignet sich, Enkhuizen anzulaufen, da wir ja am Donnerstag schon wieder in Lelystad sein müssen. Und wir kommen gut raus. Nicht nur aus dem Schlafsack, sondern auch aus dem Hafen. Den Flachwasserbereich meiden wir penibel und setzen später als die Männer Groß und Fock. Jockel aus und ab geht’s mit 6,2 Knoten. Ruhig gleitet die VIERNUL durchs Wasser und macht mir das Leben unter Deck einfach. Ich höre ein bisschen den Funk ab, fühle mich nicht unwohl und rede mir ein, dass mir bereits Seebeine gewachsen sind. Wir könnten jetzt also auch einen Abstecher nach New York machen. O.K., wir haben nicht die passende Karte dabei. Apropo Karte: Realität und Seekarte muss man erst mal im Kopf zusammen kriegen, die Länge einer Seemeile zu schätzen versuchen! Auf der Karte sieht alles ganz easy aus, aber wo ist der verfluchte Fahrwasserteiler tatsächlich?  Hier hilft anscheinend nur üben… Ich verhole mich an Deck.

Wir hängen tatsächlich alle ab, und sind als erste in der Schleuse Krabbersgat. Danach überholt uns ein niederländischer Kutter, der unsere neue Heckverzierung liest und auch versteht (seis = sechs = spanisch und nicht niederländisch!), der aber verwirrt ist, da SOLL (Zahl geschrieben) und IST (Zahl der sichtbaren Köpfe) nicht übereinstimmen. Die Mannschaft wird also komplett an Deck beordert und die Überholer freuen sich, das Gelesene verstanden zu haben und sechs Mädels zu sehen. Sie winken freundlich und zeigen den Daumen nach oben. Hoffentlich bedeutet das bei unserem Nachbarn das Gleiche wie in Deutschland… 

Doch dieses eigentliche Tageshighlight wurde wenig später durch ein weiteres von Platz 1 geschubst. Was war passiert? Am frühen Abend verließ eine appetitanregende Ratatouille-Wolke unsere Kombüse und legte sich über das gesamte Gelände des Companiehavens.

Alle freuten sich aufs Essen! Doch unser Smutje hat sich dazu was ganz besonderes ausgedacht. Wegen der Enge am Salontisch wurde nicht nur dort serviert, Antje und mir wurde – in Anlehnung an das Frühstückszeremoniell in Volendam das Essen sogar ins (hab mich nicht verschrieben!) Bett gebracht. Leute am Niedergang oder sogar in der Nasszelle hatten auch gute Chancen, noch Nachschlag vom Gemüse zu bekommen – nur die am Tisch, die hatten’s jetzt nicht sooo gut. Denn es  war schnell … na, wie sagt man… hm, … „vergriffen“ würde hier gut passen… Doch alles halb so schlimm; das Schiff hätte ja auch abbrennen können…  So sah unser Boot einfach nur aus, als hätte es jemandem nicht geschmeckt oder wäre ihm nicht bekommen, und das war nicht ich …J

Donnerstag, 10.05.2012, 1115 BT, 4-5 Bft N, zunehmend – Zielhafen: Lelystad, ca. 20,4X sm, F[4]

So, das nenn ich jetzt mal zackigen Wind… und mache mir selber Mut. Es jault und heult in den Riggs der Schiffe, dass mir ganz anders wird, Fallen schlagen gegen die Masten. Aber irgendwie MÜSSEN wir auf die andere Seite vom Teich, das ist klar.

Nachdem wir als letzte den Hafen verlassen, werde ich fürs Vorschiff eingeteilt. Die Fock steht  ruckzuck an Tonne KG 11. Mittlerweile sind wir ein gut eingespieltes Team. Unter Deck ist es hackelig, aber ich halte gut durch und staune selber über mich. Bin ich seefest? Nun, doch nicht, nach 45 Minuten muss ich an Deck. Die anderen sind unbeschwert und genießen den Ritt. Ich fühle mich vom Leben benachteiligt…

Da wir weiter abgefallen sind, müssen wir auf der Ostseite aufkreuzen, was nur mäßig gelingt. Dann kommt Schiffsverkehr, wir bergen sicherheitshalber die Segel und motoren auf der Wasserstraße nach Süden, Richtung Lelystad. Alle sind schon da und Lothar, Skipper der KIMALA, hilft uns beim festmachen. Motor aus, Schiff aufklaren – der unangenehme Teil der Reise beginnt: Aufräumen, packen.

Am Abend, nach dem gemeinsamen Essen mit allen Beteiligten im Hafenrestaurant – haben wir beschlossen, uns bei der KLEINEBEER noch zum Abschied einzuladen und die Weinvorräte (wenigstens die!) zu vernichten. Es war ein lustiger Abend mit mehreren mehrstimmigen Varianten von  You just call out my name… Naja, aber das müssen wir ja nicht weiter ausschmücken. Nur vielleicht noch das: eine Flasche Wein war tatsächlich übrig – aber nur, weil wir sie am Vorabend nicht gefunden hatten…

Freitag, 11.05.2012, 1100 BT, 4 Bft,– Zielhafen: Unna, Schwerte, Fröndenberg, ca. 270 km

Kurz nach dem Frühstück wurden wir auf das hektische Treiben auf dem Nachbarsteg aufmerksam. Die umliegenden Boote wurden segelfertig gemacht und mit schicken MUSTO-Anzügen bestückt – Da war wohl eine Regatta in Vorbereitung. Kurz darauf waren diese Anzüge mit Leben gefüllt und wir glaubten, der geballten Segelelite des Landes gegenüber zu stehen – man, sahen die professionell aus (also ungefähr so wie wir am vorigen Freitag!). Unser in einer Woche erlangtes Selbstwertgefühl erlitt einen leichten Dämpfer. Doch wir hatten noch genug zu tun, um 11:00 Uhr zur Übergabe fertig zu sein und ließen den Kollegen Schwermut nicht an Bord.

Unser Vercharterer erklärte uns dann, dass dies eine Trainee-Maßnahme des größten niederländischen Versicherers ist und dass nur die rot Eingepackten segeln könnten, weil sie die Skipper seien. Die anderen hätten zum Teil noch nie ein Segelboot betreten. Holla, die Waldfee – da hatten die aber einen lekker Anfängerwind erwischt! Ich denke, nicht alle werden auf dieser Bildungsreise mit der Leidenschaft des Segelns infiziert worden sein und mehr von sich preisgegeben haben, als ihnen lieb war…

Weil die Bootsübergabe aufgrund des Segelevents gar nicht richtig stattfand, gab’s auch nach einer Woche Ärger mit dem Vercharterer: Eine Segellatte fehlte. Aber keine von uns hat mitbekommen, dass wir das Ding verloren hätten. Also ein Tipp an die Nachfolger: Auch das Groß mal fotografieren, bevor es losgeht. Das kann nicht nur 77,-€ sparen, sondern auch das Gefühl des „möglicherweise-übers-Ohr-gehauen-worden-seins“ erheblich mindern…

Auf der Heimfahrt hat sich ein Teil der Besatzung im Fond des Busses dem Luxus des Gefahrenwerdens hingegeben und ist in sich gegangen…

Herzlichen Dank nochmals an Antje, die uns sicher wieder in die Heimat verholt hat.

Fazit des Törns: 

  • 6 unterschiedliche Mädels können ohne Haare ausreißen eine Woche auf engstem Raum leben,
  • 6 unterschiedliche Mädels können zusammen eine sportliche Herausforderung annehmen,
  • 6 unterschiedliche Mädels können sich und einem Boot ein Ziel setzen und dort ankommen,
  • 6 unterschiedliche Mädels können wunderschön unterschiedlich singen,
  • 6 unterschiedliche Mädels können trinken wie unterschiedliche Männer,
  • 6 unterschiedliche Mädels können gemeinsam Spaß haben wie Männer,
  • 6 Mädels waren unterschiedlich ordentlich:  wie Männer!

Über das Schiff:   Hanse 40, Greifwald, Baujahr 2010,
LÜL 12,40 m, B=4,20 m, TG = 2,05 m, Segelfläche: 87,5 m²

Name:   VIERNUL

Besonderheiten:   Selbstwendefock, German MainSheet-Großschotsystem, Doppelsteueranlage

Besatzung:   Mechthild, Regina, Christiane, Annette, Antje & Heike


[1] einkaufen

[2] Gr = 1. Reff im Groß

[3] Wikipedia erklärt: Der Begriff Gender-Mainstreaming, …, bezeichnet die Initiative, die Gleichstellungder Geschlechter (hier: der Besatzungsmitglieder) auf allen gesellschaftlichen Ebenen durchzusetzen.

[4] F = Fock – wir sind nur mit der Fock gesegelt